Aktuelles von der Archiv-Digitalisierung – Die Nachlässe Gleisberg und Költzsch

von Steffen Mücke - 17.08.2022

Bezugnehmend auf den Beitrag von Hans Dieter Schneider in der aktuellen ZMFG und der darin erwähnten Digitalisierung des AMF-Archivs, sowie in Hinblick auf die bevorstehende Jahresversammlung am 17.09.2022 in Magdeburg, möchte ich hier noch ein wenig vertiefend auf den laufenden Prozess eingehen.

Seit meinem Beitrag vom 03.09.2020 „Archiveinsatz mit besonderer Entdeckung – Der genealogische Nachlass von Dr. Heynig“, in dem ich anhand der Beschreibung eines einzelnen Nachlasses auf die Schätze, die unserem Archiv innewohnen, eingegangen bin, sind beinahe 2 Jahre vergangen. Eine lange Zeit, in welcher, grob geschätzt, mittlerweile ca. 10% der Bestände eingescannt und erfasst werden konnten.

Karina Falk beschrieb in ihrem Beitrag vom 18.10.2020 die Erfassung des sehr umfangreichen „Nachlasses Kunath“, welchem sich der AK Saale-Orla angenommen hatte. Jener war, ebenso wie der „Nachlass Heynig“, bis dahin nicht ausreichend gesichtet, geordnet, strukturiert und dezidiert in unsere Bestandsdatenbank FAUST aufgenommen worden. Nachlässe auf diese Art und Weise „in die Hand zu nehmen“ und sie per Digitalisierung online zugänglich zu machen, ist eine schöne wie begeisternde (aufgrund der vielen Entdeckungen) aber natürlich auch zeitaufwendige und verantwortungsvolle Aufgabe. Man ist dabei immer wieder froh, sich die Arbeit untereinander aufteilen zu können. Im Fall des Nachlasses von Manfred Kunath ist die Arbeit auch noch nicht abgeschlossen, ein Teil wartet noch auf Bearbeitung.

Andere Nachlässe lagern, dank der Arbeit der Archivangestellten der letzten Jahre und zahlreicher Helfer*innen, schon erfasst, geordnet und signiert in den Regalen des Archivs und sind über verschiedene Schlüsselwörter in unserer Datenbank zu finden. Sie waren bisher nur durch Einsichtnahme vor Ort oder die Zusendung per Post (Fernleihe) nutzbar. Nun gilt es, durch die Fortführung der Digitalisierungsarbeiten die Bestände auch digital sichtbar und nutzbar zu machen.

Beispielhaft möchte ich die Arbeit an den Nachlässen Gleisberg und Költzsch etwas näher beschreiben.

Ersterer wurde Dank des Engagements Dr. Rüdiger Bertholds Mitte der 1990er Jahre in Döbeln vor Ort erfasst und 1997 in der AMF-Schriftenreihe (Band Nr. 30) ausführlich beschrieben. Der Nachlass umfasst knapp 8.000 DIN A4-Seiten mit umfangreichen Informationen zu Familien, die in alphabetischer Ordnung aufgeführt sind. Darin finden sich Abschriften vieler alter Gerichtsbucheinträge aber auch Persönliches wie Briefe oder Lebensberichte, überwiegend den mittelsächsischen Raum betreffend. Gerade die Einträge aus den frühen Gerichtsbüchern, welche zumeist unregistriert vorliegen, lassen den Nachlass für die Forschenden in dieser Gegend zu einer wahren Fundgrube werden. Aus Sicht der Helfer, die derzeit die Digitalisate erstellen, ist der Nachlass leicht zu bearbeiten, da die Papierqualität noch sehr gut ist. Das recht starke Papier kann dem Scanner stapelweise zugeführt werden, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt.

Anders sieht das beim Nachlass Költzsch aus. Dieser wurde in einer Publikation (AMF-Schriftenreihe, Band 5) bereits ausführlich beschrieben. Die Ausarbeitungen von Ernst Költzsch fanden jedoch zumeist schon in den 1960er Jahren statt. Das damals benutzte Durchschlagspapier ist heute in schlechtem Zustand, so dass es einzeln Blatt für Blatt gescannt werden muss. Nach einem Jahr sind aber immerhin schon 140 Bestandseinheiten des Nachlasses digitalisiert, knapp 4.500 Blätter. Es fällt sicherlich nicht schwer, sich den Zeitaufwand vorzustellen, der dabei anfiel. Auch hier finden sich wieder „Schätze“ für den Forschenden, dieses Mal eher den erzgebirgischen Raum betreffend.

Neben zahlreichen Nachlässen wurden in den letzten Monaten auch schon sehr viele Ahnenlisten digitalisiert – insgesamt mehrere tausend Blatt an Umfang. Beispielhaft genannt seien hier die AL Poßner, Mischnick, Winter und Ziechner.

Trotz der enormen Fortschritte, die bei der Digitalisierung bereits erreicht werden konnten, braucht es noch mehr helfende Hände! Benötigt wird von einzelnen Hilfsbereiten dabei etwas Zeit, Ausdauer, hin und wieder die Bereitschaft ins Archiv nach Leipzig zu kommen und einen mittelklassigen Scanner, der auch etwas vergilbte Schriften gut auflösen kann. Das Engagement muss auch keinen Dauereinsatz bedeuten, sondern vielleicht auch nur mal einen komprimierten Aufwand einen bestimmten Nachlass betreffend. Es gibt auch noch einen zweiten Scanner im Archiv, den man entweder vor Ort bedienen oder sich auch mit nach Hause nehmen kann. Torsten Wehlmann, unser Archivmitarbeiter, welcher für Mithelfende auch der Ansprechpartner wäre, ist jeweils mittwochs und donnerstags vor Ort. Er gibt auch gern entsprechende Einweisungen und Hinweise. Interessierte melden sich bitte per E-Mail bei ihm:

archiv(at)amf-verein.de

Jede helfende Hand mehr erhöht die Chance, die nächsten 10 Prozent unseres Archivs in noch kürzerer Zeit für uns alle zugänglich zu machen. Einen Zugang ganz bequem von zu Hause aus.

Steffen Mücke

Mitglied: AMF 2584

zaphun(at)web.de

Markkleeberg