von M. Schröter, K. Pitschke, M. Prien - 28.10.2024 / Blog-Redaktion
Am Sonntag, 27.10.204, wurde das AMF-Mitglied Leo Engelhardt im Rahmen des 74. Deutschen Genealogentages in Berlin durch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e. V. (DAGV) in Anerkennung seiner für den Verein und die Genealogie geleisteten Tätigkeiten als „Verdienter Genealoge“ ausgezeichnet.
Die Laudatio für den zu Ehrenden wurde durch den AMF-Vorsitzenden, Klaus Pitschke, gehalten. In seiner Würdigung ging der Vorsitzende auf den Lebenslauf, die Stationen und Entwicklungen der umfangreichen Forschungsaktiväten von Leo Engelhardt im insbesondere im Raum Eichsfeld ein. Dies alles nebenamtlich - zusätzlich zur Berufstätigkeit des zu Ehrenden (Lehrerberuf).
Der in Nordhorn lebende Oberstudienrat i.R. Leo Engelhardt, Fächer Latein und Sport, wurde 1941 im untereichsfeldischen Nesselröden, Krs. Duderstadt, als jüngster Sohn eines Landwirts geboren.
Ein erstes Interesse an der eigenen Familiengeschichte weckte die Erbschaft eines „Ariernachweises“ Ende der 1970er Jahre. Initialzündung für die intensive Beschäftigung mit den Vorfahren war eine Hochzeit Mitte der 1990er Jahre im Nachbarort des Geburtsortes. Hier wurde überraschend mit einem langjährigen Bekannten zusammen festgestellt, dass sich unter seinen acht Urgroßeltern sechs gemeinsame Vorfahren befanden. Es folgten jährliche Besuche des Bistumsarchivs in Hildesheim mit Recherchen in den Nesselröder Kirchenbüchern, aktiven Teilnahmen an den Treffen des Arbeitskreises Eichsfeld, oftmals auch mit Vorträgen, und schließlich 1999 der Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e.V. (AMF).
Leo Engelhardt hatte für das Hildesheimer Bistumsarchiv bereits lateinische Texte transkribiert und übersetzt. Ein Jahr vor Eintritt in den Ruhestand wurde er durch dessen Leiter angeregt, ein Ortsfamilienbuch für seinen Geburtsort Nesselröden zu erstellen, was 2008 vollendet wurde.
Es folgten im Zweijahresrhythmus acht weitere Ortsfamilienbücher für das Untereichsfeld: Seulingen (2010), Desingerode mit Esplingerode und Werxhausen (2013), Immingerode (2015), Bernshausen mit Germershausen (2015), Wollbrandshausen (2016), Bilshausen (2019), Obernfeld (2021), Bodensee (2022). Teilweise konnte auf Vorarbeiten früherer Forscher aufgebaut werden, aber immer wurde in einem Team mit weiteren Mitstreitern gearbeitet. Aktuell arbeitet Leo Engelhardt an dem Ortsfamilienbuch Krebeck, dessen Fertigstellung für 2025 geplant ist.
Darüber hinaus ist Leo Engelhardt weit bekannt als allzeit hilfsbereiter Lateinexperte, der frühe lateinische Texte transkribiert und übersetzt. Es erreicht ihn jede Woche mindestens eine Anfrage aus Forscherkreisen, die stets gründlich und schnell beantwortet wird. Auch wurden Interessierte von ihm über mehrere Jahre hinweg im Latein via E-Mail-Aufgabenstellung unterrichtet, so dass er nun besonders herausfordernde Texte mit seinen „neuen alten Schülern“ gemeinsam bearbeitet.
Sehr gern werden auch seine exakten und übersichtlich formulierten Ausführungen zu den (Ehe-) Dispensen wegen Blutsverwandtschaft (Consanguinitas), die weitgehend lateinisch formuliert sind, von den Forschenden in ihrer Arbeit eingesetzt (Grad der Verwandtschaft bei Brautleuten). Diese kirchlichen Ehedispense, gerade vor oder bis ins 19. Jahrhundert relativ häufig vorkommend, sind für das Eichsfeld in den kirchlichen Archiven, insbesondere den Bischöflichen Kommissariats- Archiven im Raum Duderstadt (Bistumsarchiv Hildesheim) und Heiligenstadt archiviert.
Diese Ehedispense erlauben zuweilen (neben der spannenden Einordnung in die Zeitgeschichte) auf unerwartete Art Lücken in den Familienstammbäumen zu schließen, da vielfach sogenannte Tabellen (Schema) der Verwandtschaft mit zum Dispens eingereicht werden mussten; diese Tabellen erhellen die Blutsverwandtschaft.
Zudem außerordentlich hilfreich sind seine Zusammenstellungen zum Latein in alten Kirchenbüchern (Deklination v. Bezeichung u. Fam.-stand, Geburten, Heiraten, Todesfälle, Zeitangaben etc.).
Die Eichsfelder zeichnet seit jeher eine starke Heimatliebe aus. So auch Leo Engelhardt, der seine Mitbürger an seinem an der niederländischen Grenze gelegenen Wohnort Nordhorn, aber auch bei Besuchen in der alten Heimat im Eichsfeld, immer wieder mit Vorträgen politisch und historisch über das Eichsfeld und auch sein Familienforschungsergebnisse informiert.
Gern kommt man dabei auch, schmunzelnd, über die nicht minder spannenden und interessanten Verwandschaftsverhältnisse der Forscherkollegen im Eichsfeld selbst untereinander ins Gespräch - ein weiteres unerschöpfliches Thema der Familienforschung.
Leo Engelhardt hat sich durch seine langjährige andauernde Schaffenskraft und immerwährende freundliche Unterstützung anderer Forscher um die Genealogie verdient gemacht.
Hierfür dankt ihm die AMF recht herzlich und freut sich über seine Würdigung als "Verdienter Genealoge".