Wie ich zur Familienforschung kam und was daraus wurde

von Joachim Forker - 24.10.2020

Unser in Dresden geborenes Vereinsmitglied Joachim Forker hat uns unter dem Titel dieses Beitrags einen schönen Bericht über seine 35-jährige Forscherzeit geschickt. Sein aus intensiv erlebter Forschung verfasster Bericht zeigt die Vielseitigkeit unseres Hobbys und spiegelt die rasante Entwicklung der Forschung in den letzten Jahrzehnten, so dass wir dem Ehrenpräsidenten des Familienverbandes Forker gerne das Wort geben.

1934 in Dresden geboren, aufgewachsen in Loschwitz, 1956 nach Düsseldorf übergesiedelt, 1963 Familiengründung, 1994 nach 25 Jahren in Vorruhestand, konnte ich mich seitdem nun intensiv mit der schon 10 Jahre zuvor begonnenen Familienforschung Forker befassen.

Alles fing mit dem mir nach dem Tod meines Vaters zugefallenen Familienstammbuch an. Darin fünf Generationen meiner Ahnen. Im Berufsleben gemachte Erfahrungen im Gebrauch eines PCs, mehr Freizeit, eigener PC, brauchbare Programme (Broothers Keeper, PRO-GEN.NL) rüsteten mich, um intensiv einzusteigen. Durch Mitgliedschaft im Düsseldorfer Verein für Familienkunde eignete ich mir das Lesen der alten Deutschen Kanzleischrift für die Einsichtnahme in Kirchenbücher an.

Nach erster Ausschau nach möglichen Namensträgern in Düsseldorf, gab mir ein Freund den entscheidenden Tipp, in dem er meinte, ich kenne einen Forker der so sächsisch spricht wie Du. So erhielt ich 1985 den Hinweis, auf den leider so früh verstorbenen Siegfried in Mönchengladbach. Siegfried kannte Hans-Georg in Bergisch Gladbach, Siegfried kannte Klaus in Lohmar. Erste gegenseitige Besuche.

Dabei erfuhr ich von Hans-Georg, dass es bereits seit 1938 einen Familienverband gab und auch Treffen in Dresden und Bautzen. Von ihm erhielt ich die bereits 1928 von seinem Großvater erstellten Nachfahrenlisten, die ich umgehend in meinen Rechner übertrug. Das war ein mächtiger Fundus, der mir anvertraut wurde, und aufbauend darauf sammelte ich mir die seitdem herangewachsenen Generationen ein. Das geschah mit der neu entstandenen Möglichkeit, Telefonteilnehmer der Bundesrepublik Online per BTX zu suchen. Aus heutiger Sicht ein mühevolles Unternehmen. Etwas später erschienen die in China eingescannten Telefonbücher auf CD. Nach der Wende verhalf mir die von einem Namensvetter überlassene Kundenliste des Energie- Versorgers-Dresden zu den Anschriften der Verwandtschaft im Bezirk Stolpen und Umgebung. Entscheidenden Überblick über die Forker brachte die systematische Durchsicht der Kirchenbücher um Stolpen und das Schönfelder Hochland. In den ersten Jahren mit Papier und Bleistift, später schneller dann mit Hilfe meiner Frau und Digitalkamera. Vom erfahrenen Alt-Genealogen Kurt Wensch , der Urbare im Dresdner Hauptstaatsarchiv sichtete, erfuhr ich, „zu den Ureinwohnern gehören die Forker offenbar nicht“. Wichtig wurde die Zuarbeit meines Genealogiefreundes, des in Braunschweig ansässigen Stolpeners Uwe Rosendahl. Er hat einige der Kirchenbücher der um Stolpen liegenden Kirchgemeinden verkartet. Schon mit den ersten der genannten Forkers hatten wir den Wunsch, einander weiterhin zu treffen. Daraus ergaben sich im Turnus von drei Jahren regelmäßige Treffen im Erbgericht Langenwolmsdorf, in dem schon unsere Vorfahren tagten.

Die Treffen brauchten natürlich Plan und Organisation. Hunderte Einladungen schreiben und versenden, Pfarrer und Bürgermeister einladen, Kirchenbesuch vorbereiten, jemand muss was vortragen. Teilnehmer wollen sehen, wie sie verwandt sind, Nachfahrengrafiken ausdrucken (jedes Mal neu und größer). Mehr noch, Gedenktafel fertigen lassen und auf dem Langenwolmsdorfer Friedhof enthüllen: „Zum Gedenken an unsere Vorfahren, die in Langenwolmsdorf nachweislich seit Anfang des 16. Jahrhunderts lebten“. 

Reichlich selbstauferlegte Arbeit, die Freude macht und nur mit Hilfe einer verständnisvollen Frau zu schaffen ist. Mit der Zeit sprachen sich unsere Treffen herum. Eine Homepage, bei der mir ein Freund und meine Söhne in den Sattel halfen, trug Früchte. Wir wurden bekannt. Es kamen Verwandte aus ganz Deutschland von Füssen bis Saßnitz, aber auch zwei aus Uruguay zurückgewanderte Forker-Geschwister. Weltweit gibt es noch eine Reihe von Verwandten, mit denen wir über Facebook verbunden sind.

Als mich die Forscheranfrage von Christine Forker-Mac Bean aus North Carolina USA erreichte, bekam die erwähnte Aussage, „die Forkers gehören nicht zu den Ureinwohnern“, Bedeutung. Ihre Vorfahren waren mit der Mayflower um 1620 aus Irland oder Schottland eingewandert. Darunter auch ihr Ahn Patrick, dessen Geburtsort Sie noch immer sucht. Meine größte Aufmerksamkeit rief ein erwähnter Adam Farquhar hervor, der von der Einwanderungsbehörde, nach dem alten Motto geschrieben wie gehört, registriert wurde, sich hinfort FORKER schrieb und somit zum Stammvater vieler USA-Bürger wurde. Farquhar aus Schottland wurde ein künftiges Stichwort für mich.

Wie hatten die Pfarrer in Langenwolmsdorf und Umgebung im 15. Jahrhundert unseren Namen geschrieben? Forgwer oder Forckwer, sie kannten unseren Namen nur vom Hörensagen, wer konnte denn damals schreiben, von unseren bäuerlichen Vorfahren zu der Zeit die wenigsten. Damit kam mir wieder in den Sinn, dass ich in einer alten Stolpen Chronik von Gerken las, die verfallene Hospitalkirche sei mit einer Spende Englischer / Schottischer Wollhändler neu errichtet worden.

In Stolpen sind in den vorhandenen historischen Quellen keine Schotten bezeugt. Hier muss ich aus Platzgründen leider abkürzen und kann nur andeuten, dass ich mich ausgiebig mit der Schotten-Einwanderung befasste. Zur Schottenforschung fand ich viel Literatur, darunter Publikationen über die Schotten in Deutschland, im Baltikum, Polen und Russland (1550-1850).  

Und auch unter den verbürgten Namen der Schotten findet sich Farquhar. Solange wir nicht das Grab des ersten Schotten in Stolpens Umgebung finden, bleiben wir den Beweis eines möglichen schottischen Ursprungs jedoch schuldig.

Seit ich 2003 gehört hatte, dass das menschliche Genom entschlüsselt sei und welche neuen Erkenntnisse sich mit der DNA-Forschung für die Genealogie eröffneten, verfolge ich die Entwicklung gespannt. 2012 war es dann soweit, dass ich und ein Namensvetter unsere ersten Y-DNA Haplogruppen-Tests in Auftrag gaben. Bestätigtes Ergebnis (unserer eigenen Vorfahrenforschung): Cousins 3. Grades. Das ermutigte uns, weitere Namensträger zu testen, was zum Ergebnis hatte, wir gehören alle zur gleichen Haplountergruppe. Selbst Namensträger, deren Vorfahren im Nachbardorf bereits vor Beginn der Kirchenbücher um 1530 geboren waren, tragen die gleiche Haplountergruppe und bestätigen nahe Verwandtschaft. Unsere grundsätzliche Frage, ob wir tatsächlich schottische Vorfahren haben, bleibt jedoch noch so lange unbestätigt, wie wir keinen eingeborenen Namensträger in Schottland mit der gleichen Haplountergruppe wie der unseren finden. Es bleibt spannend!    

Nach Jahren als Vorsitzender des Familienverbandes wurde ich 2014 Ehrenpräsident, 2017 übergab ich den Verband in jüngere Hände, während mich die Familienforschung nach wie vor erfüllt. Diverse Mailinglisten, Facebook, Homepage und die Mitgliedschaft in der AMF und im Dresdener Verein für Genealogie lassen keine Langeweile aufkommen und erhalten frisch.