von Karina Falk und Daniel Pfletscher - 04.06.2023
Knapp zwei Dutzend Mitglieder und Gäste des Arbeitskreises Saale-Orla besuchten am 3. Juni 2023 das Städtchen Hohenleuben im Thüringer Vogtland. Einer der einladendsten Plätze in der Region ist das idyllisch gelegene Museum Reichenfels, dessen Träger der Vogtländische Altertumsforschende Verein zu Hohenleuben e.V. ist. Hier richteten wir unser Jahrestreffen aus.
Nach Begrüßungsworten von Karina Falk führte uns Dr. Udo Hagner, Vorsitzender des 1825 gegründeten Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins und auch Mitglied in unserem AK, in die Geschichte des Vereins und des Museums ein. Museumsleiterin Antje Dunse stellte uns mit viel Hintergrundwissen und großer Hingabe die verschiedenen Sammlungen in einem der ältesten deutschen Bürgermuseen vor.
In den Räumlichkeiten wird auf drei Ebenen die Geschichte der Burg und Pflege Reichenfels dargestellt. Kunstvolle sakrale Schnitzarbeiten sind ebenso zu sehen wie bedeutende Exponate zur Ur- und Frühgeschichte. Die überregional anerkannten Grabungs- und Forschungstätigkeiten der Vereinsmitglieder (z.B. Ludwig Bechstein, Robert Eisel, Wilhelm Börner, Rudolf Virchow, Robert Hänsel, Konrad Duden u.v.m.) kommen nicht zu kurz. Die Naturkundesammlung erfreut sich unter anderem in der museumspädagogischen Arbeit mit Kindern großer Beliebtheit.
Ein schier endloser Fundus, auch für uns Ahnenforschende, ist die wissenschaftliche Bibliothek des Vereins, die etwa 40.000 Bücher und Zeitschriftenbände umfasst. Eigens für unser Treffen wurde eine Vitrine mit einigen genealogisch beachtenswerten Schriften ausgestaltet. Hier war beispielsweise die „Stammtafel der Familie Roeder zu Pöhl“ und eine „Chronik der Familie Fischer“ zu sehen, auch „Nachrichten der Familie Alberti“, „Stammbäume sächsisch-thüringischer Familien“ und die „Geschichte der Familie Frotscher“. Im Bestand befinden sich auch „Beiträge zur Geschichte und Genealogie der Familie Weißker“ und verschiedene Veröffentlichungen der AMF. Ein wahrer Schatz, diese Bibliothek!
Nach der Besichtigung des Museums, das laut Frau Dunse nicht Erlebniswelt heißen muss und trotzdem viele kleine Erlebniswelten zeigt, widmeten wir uns dem Vortragsprogramm. Stefan Peißker übernahm originell und von der Muse geküsst den Auftakt. In einem eigens für die Veranstaltung getexteten Sprechgesang rappte und besang er seine Erfahrungen aus den letzten fünf Jahren seiner Familienforschung. Es folgte eine Anleitung von Martina Reißhauer, wie man über die Online-Recherche im Stadtarchiv Leipzig zu den Originaldokumenten gelangt, also ein kleiner Exkurs über die Grenzen der Forschungsregion hinaus. Daniel Pfletscher stellte seine Recherchen zum Jenaer Hofhutmacher Johann David Rostimpfel vor, dessen Wurzeln in Pößneck gefunden wurden und in einer kleinen Veröffentlichung mündeten. Stefan Schmidt, dessen Steckenpferd die Baumeister aus der Region sind, berichtete von seinen Forschungen zu Johann Gottlieb Riedel und anderen Architekten, die bekannte Bauwerke schufen.
Ein besonderes Thema griff Ulf Merkel auf, der sich mit Lyrik als Quelle der Familienforschung beschäftigte. Sein Urgroßvater Johannes Merkel beispielsweise sammelte etwa 200 Gedichte aus der Zeit von 1850 bis 1950, viele davon schrieb er selbst. Sie seien ein Weg, abseits von Fakten und allgemeinen Informationen einen Einblick in die Gedanken und Gefühle seiner Vorfahren zu erlangen und in deren Lebensalltag hineinzuschnuppern. Die Themen der gereimten Zeugnisse der Alltagskultur sind vielfältig. Sie beleuchten das familiäre Umfeld, bestimmte Lebensereignisse oder auch Reisen. Humor und Realsatire kommen dabei nicht zu kurz: „So hung’re, friere, sei gescheit, / Es geht nicht anders in der neuen Zeit. / Und klage nicht bei all dem Weh, / Gedulde dich, es hilft die SED.“
Zum Nachmittag verließen wir das sehenswerte Museum Reichenfels und wechselten in den nahegelegenen „Lindenhof“. Bei Speis‘ und Trank‘ wurden so manche Verwandtschaftsbeziehungen entdeckt, Forschungserlebnisse berichtet und neue Kontakte geknüpft.
Besonderer Dank geht an Herrn Hagner und Frau Dunse sowie dem Team der Gastwirtschaft, die maßgeblich zum Gelingen des Tages beitrugen. Sehr gefreut haben wir uns über die finanzielle Unterstützung von Seiten des Vereinsvorstandes, die uns die Ausrichtung wesentlich erleichtert hat.
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