Vor 315 Jahren: David Zeller trägt sich in das Gipfelbuch der Schneekoppe ein

von Hermann Kühn - 23.08.2023

Auf Seite 37 dieses Buches hat sich ein für Heimatforscher der Riesengebirgsregion wichtiger Quellenlieferant eingetragen:

Was aber ist nun das Besondere an dem Eintrag des Verfasser der 12-bändigen Chronik zur Geschichte der Stadt Hirschberg und des Hirschberger Weichbildes und was hat er mit der Stadt Zittau („Zittav[iensis]“) zu tun?

David Zeller stammt aus einer Familie, die in Oberoderwitz bei Zittau schon vor 1590 nachweisbar ist. Stammvater ist der Häusler Christoph Zeidler (oder Zeller bzw. Zöllner geschrieben). Sein Sohn Michael wird als Bauer erwähnt. Dessen Sohn Christoph Zeller (1639–1699) wohnte dort zunächst als Einwohner und Handelsmann in Oberoderwitz und wurde dann Bürger in Zittau.

In Zittau zu finden ist er aber nicht unter dem Familiennamen Zeller, sondern als Christof Zöllner (* 17.6.1639, † 9.1.1699 Zittau), Bürger und Leinwandhändler, der am 11.6.1660 in Zittau Maria Netsch (* 1642, † 27.9.1699) geheiratet hatte. Seit dem 24.4.1683 wohnte das Paar in einem Haus in der Jüdengasse (Ortslistennr. 244, alte Hausnr. 525), heute Brunnenstraße 13, in Zittau. Mit der abgebildeten Tür finden wir dieses Gebäude in der Liste der Kulturdenkmale Zittaus (Zentrum (A–J).

David Zeller wurde als siebtes von zehn Kindern am 31. Mai 1676 in Oberoderwitz bei Zittau geboren. Der soziale Aufstieg von einem Einwohner und Handelsmann zu einem Bürger und Leinwandhändler veranlassten den Vater, seinen Sohn David zunächst zu Hause privat unterrichten zu lassen. Seit 1686 besuchte er dann 11 Jahre lang das Gymnasium in Zittau. Am Gymnasium war er eingeschrieben unter dem Familiennamen Zöllner, im "Album des Gymnasiums" ist fälschlicherweise der März als Geburtsmonat angegeben.

Zu seinen dortigen Lehrern zählten der Magister Michael Zieger (1650–1735), Sohn des gleichnamigen Schulhalters in Zittau und seit 1682 Kantor (auch Quartus), Magister Joachim Curtius (1646–1709), seit 1679 Tertius, Magister Adam Erdmann Mirus (1656–1728), seit 1684 Konrektor und schließlich Magister Christian Weise (1642–1708), seit 1678 Rektor. Zeller verließ 1697 das Gymnasium und nahm das Studium der Theologie an der Universität Leipzig auf. Auf Anraten des Pastor Primarius in Zittau Johann Ernst Herzog (1654–1715) wechselte er noch im selben Jahr an die Universität Halle. 1698 verteidigte er, immer noch unter dem Familiennamen Zöllner, dort seine Dissertation „de officio principis circa bellum suscipiendum“; hinzuweisen ist dabei auf seine Widmung, welche alle die oben genannten Lehrer der Oberstufe nennt.  

Nicht nur in der biographischen Beschreibung bei Zedler, wo er unter dem Familiennamen Zeller eingeordnet wurde, wird sein Lebensweg, was seine Rückkehr „1699 nach Leipzig“ und den dortigen Erwerb der Magisterwürde 1700 angeht, verwechselt mit dem Lebensweg seines Cousins gleichen Namens, David Zöllner (1678–1735). Dieser hatte seinen Magister allerdings 1700 in Wittenberg erworben und war seit 1713 bis zu seinem Lebensende Pfarrer in Reibersdorf bei Zittau (siehe Nekrolog). Dieser Zweig der Familie Zöllner verbindet den Verfasser verwandtschaftlich mit dieser Familie, nachzulesen in dem Beitrag „Zur Abstammung des Adels-Historikers Ernst Heinrich Kneschke, Zweiter, verbesserter und erweiterter Abdruck“ in: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte, Jg. 63 (2022), Heft 3, S. 325 - 349.

Vielmehr veranlasste David Zeller der Tod seiner Eltern im Jahre 1699, nach Zittau zurückzukehren. Dort übernahm er für seinen Broterwerb unterschiedliche Anstellungen als Hauslehrer und wohnte auch bei den Familien. Seine letzte Anstellung musste er wegen einer Krankheit aufgeben. So ist es sehr wahrscheinlich, dass er den Besuch des Riesengebirges in der Zeit seiner Rekonvaleszenz unternommen hat. Aus seinem Eintrag im Schneekoppenbuch wird deutlich, dass er sich nun für das Führen des Familiennamens Zeller entschieden hatte. Unter diesem Familiennamen verhalf ihm der seit 1708 in Zittau lebende und wirkende Rektor des Gymnasiums, Gottfried Hoffmann, zu einer Hauslehrerstelle in dem Haus des Hirschberger Kaufmanns Johann Gottfried Glafey (1656–1720). Zu der Zeit war nämlich der Sohn von Glafey Primaner am Gymnasium in Zittau.

Zeller wird dann als Lehrer an die Lateinschule der neu errichteten und von Johann Gottfried Glafey mitbegründeten evangelischen Gnadenkirche in Hirschberg berufen und erhielt am 25. Januar 1710 seine Anstellung als Collega. Am 19. Oktober 1711 heiratete David Zeller Sophia Maria Neunhertz, Tochter des Primarius an der Gnadenkirche, Johann Neunhertz. Sieben Kinder konnten aus dieser Ehe nachgewiesen werden. Am 18. September 1738 ist Magister David Zeller im Alter von 63 Jahren in Hirschberg verstorben.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass es einen Personenauszug zu den „Schneekoppenbüchern“ in „Vergnügte und unvergnügte Reisen auf das weltberuffene schlesische Riesengebirge“ gibt.

Hermann Kühn

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