Aktuelles aus dem AMF-Archiv

Nachlass Költzsch erfasst und (bald) digital einsehbar

von Steffen Mücke - 14.11.2023

Als im Oktober 2021 das erste Blatt aus dem „Nachlass Költzsch“ auf den Scanner wanderte, gab es keine Überlegungen dahin gehend, wie lange es wohl bis zur digitalen Fertigstellung dieses genealogischen Sammelwerkes unter der Signatur "3225" brauchen würde. Nun, ziemlich genau 2 Jahre später, sind 9.240 Blätter in 265 Ordnern eingescannt und erfasst. Schwer einschätzbar, ob viel oder nicht viel. Besieht man sich die zum Teil fragilen Zustände – nahezu die Hälfte der Signaturen musste Blatt für Blatt dem Scanner zugeführt werden anstatt im stoßweisen Einzugsverfahren - neigt man zu der Auffassung, dass es am Ende zügig ging. Den Umständen angemessen, möchte man hinzufügen.

Mit der AMF-Schriftenreihe 005, erstellt von Dr. Siegfried Mildner, Helmut Schelm und Horst Hesse, liegt schon eine Vorstellung und Ausarbeitung dieses Nachlasses vor. Im Vorwort würdigte Helmut Schelm den Forscher Ernst Költzsch und gab Hintergrundinformationen zu dessen genealogischen Wirken und Entstehen dieses umfangreichen Nachlasses. Bedenkt man, dass Ernst Költzsch schon seit über 50 Jahren tot ist und das nach Jahrzehnten der Lagerung wir nun die Möglichkeit dazu haben, auf digitalem Wege seinem Werk neues Leben einzuhauchen, in der Form, dass es zukünftig für viele Forscher bequem vom heimischen Bildschirm aus zugänglich gemacht werden kann, ist es auch ein Gefühl der Würdigung dem Arbeiten und Schaffen Ernst Költzschs gegenüber, welches sich dabei einstellt.

Das genealogische Wirken des Ernst Költzsch

Inhaltlich befasste sich Ernst Költzsch vornehmlich mit Stätten des Bergbaus im Erzgebirge. Seine letzte Wohnstätte hielt er in Wilkau-Haßlau, beruflich war er u.a. im Bergbau tätig. So findet man ausführliche Verzeichnisse aus Kirch- und Gerichtsbüchern, aber auch anderen, vor allem sehr frühen, städtischen Archivalien beispielsweise aus Annaberg, Bockau, Eibenstock, Geyer, Hartenstein, Hirschfeld, Kirchberg, Scheibenberg, Schneeberg, Schwarzenberg in seinem Nachlass. Dabei machte sich Ernst Költzsch die Mühe, die teils umfangreichen Einträge im Wortlaut, zumindest sinnerfassend, aufzunehmen. Und in einem abschließenden Überblick die einzelnen Quellen auszuwerten und verständlich zusammen zu fassen.

Die aufgenommenen Archivalien, wie z.B. aus Zwickau des 15. und 16. Jahrhunderts, stellen für den Forscher eine wirkliche Fundgrube dar. Und gewähren gleichzeitig, durch ihre Umfänglichkeit, einen tiefen Blick in die Historie jener Zeit. Die Konzepte Nicolaus Kelners zu St. Catharina sowie des Kirchners Paulus Greff zu St. Marien führen Tausende Einträge zu Zwickauern der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Das Namensverzeichnis der Zwickauer Schulbrüderschaft (1520), Steuerlisten (1496, 1531), Auszüge aus den ältesten Erbbüchern (1486, 1510) und nicht zuletzt das Totenbuch der Franziskaner für die Stadt Zwickau (ab 1460) sind hier beispielhaft genannt. Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich die Auswertung des Bestandes der „Unmündigen Kinder in Zwickau von 1497-1574". Dem, durch den Tod des Ernst Költzsch 1971 leider nicht ganz zu Ende gebrachten, Werk widmete sich dankenswerter Weise Edwin Siegel und brachte es in Druckform. Wer in und um Zwickau seine Familie erforschen möchte, hat hier reichlich Auswertungsmaterial zur Hand.

Als gebürtigen Greizer lockte ihn die Forschung auch in seine Herkunftsgegend. So findet man Ausarbeitungen zu Stadt und Gegend, u.a. aus Auma, Burgk, Gera, Lobenstein, Zeulenroda. Meist Quellen das 16./ 17. Jahrhundert betreffend.

Leider scheint der uns heute vorliegende Nachlass unvollständig zu sein. So wird von Herrn Schelm in der SR 05 beschrieben, dass es wohl schon in den 1970er Jahren nicht zurückgekehrte Ausleihen aus dem AMF-Archiv gegeben haben dürfte. Frank Fuchs merkte dazu 2014 an, dass darin aufgeführte Nummern verschwunden oder als schlichte Dubletten angeboten wurden. Das Heft könne unüberarbeitet nicht mehr angeboten werden. Vergleicht man die Ausarbeitung des Bestandes in der SR 005 mit der aktuellen, zeigt sich, dass nicht wenige Signaturen fehlen. Vielleicht aber tauchen manche davon bei der weiteren Digitalisierung unseres Archivs an nicht vermuteter Stelle auf. Wer weiß? Einige Unterlagen sollen im Nachlass des Willy Roch gesammelt sein. Es wird sich beim Erfassen auch dieses Nachlasses zeigte.

Aber es gibt auch Neubestand im Nachlass Költzsch. So wurden die Kirchenbuch-Abschriften aus Lauterbach/Erzgebirge, welche Dr. Michael Wolf aus Bremen zu verdanken sind, angefügt, weil sie a) direkt das Forschungsgebiet tangieren und b) interessanterweise im Verbund mit bis dato verschollenen Signaturen aus dem Nachlass den Weg in unserer Archiv fanden.

Ernst Költzsch – Publikationen innerhalb der AMF-Schriftenreihe

Erwähnt werden darf hier noch, dass Ernst Költzsch selbst Teile seines Forschens und Schaffens innerhalb der AMF-Schriftenreihe veröffentlichte. So findet man „Das Amt Grünhain im 16. Jahrhundert“ (SR 012), „Aus dem alten Eibenstock“ (SR 014), die „Greizer Neubürger 1648-1700“ (SR 017), das „Gesamtverzeichnis zum Liber benefactorum Zwickau“ (SR 018), Aus dem alten Eibenstock II“ (SR 034), auch die Regesten zu den Gerichtsbüchern Hirschfeld (SR 041, 042.1, 042.2) oder Kirchberg (SR 045.1, 045.2, 045.3) innerhalb der AMF-Schriftenreihe vorliegen.

SR 005 bald in inhaltlich umfassenderer Form aktualisiert

Neben der Erfassung von Signatur, Kurzbeschreibung und Anhaben zum Zustand des Archiv-Bestandes 3225 Nachlass Költzsch liegen nun auch zu den meisten Archivalien, so es der Umfang zuließ, Orts- und Familienregister vor. Vordergründig gedacht für die zukünftige digitale Archivnutzung als „keywords“, helfen diese schon vorab bei der Suche nach inhaltlich relevanen Archivalien. So wird es in naher Zeit eine Neuauflage der SR 005 geben, in dann aktualisierter und erweiterter Form. Diese wird demnächst im Shop der Schriftenreihe AMF digital als pdf. erwerbbar sein.

Hier nun eine aktuelle Gesamtübersicht (Stand Nov. 2023) zum Nachlass Költzsch gemäß aktueller digitaler Verzeichnung im Archiv:

Zu guter Letzt in unser, eigener, Sache...

Trotz der enormen Fortschritte, die bei der Digitalisierung bereits erreicht werden konnten, braucht es noch mehr helfende Hände! Benötigt werden von einzelnen Hilfsbereiten dabei etwas Zeit, Ausdauer, hin und wieder die Bereitschaft ins Archiv nach Leipzig zu kommen und einen mittelklassigen Scanner, der auch etwas vergilbte Schriften gut auflösen kann. Das Engagement muss auch keinen Dauereinsatz bedeuten, sondern vielleicht auch nur mal einen komprimierten Aufwand einen bestimmten Nachlass betreffend. Es gibt auch noch einen zweiten Scanner im Archiv, den man entweder vor Ort bedienen oder sich auch mit nach Hause nehmen kann. Torsten Wehlmann, unser Archivmitarbeiter, welcher für Mithelfende auch der Ansprechpartner wäre, ist jeweils mittwochs und donnerstags vor Ort. Er gibt auch gern entsprechende Einweisungen und Hinweise. Interessierte melden sich bitte per E-Mail bei ihm:

archiv(at)amf-verein.de

Jede helfende Hand mehr erhöht die Chance, die nächsten 10 Prozent unseres Archivs in noch kürzerer Zeit für uns alle zugänglich zu machen. Einen Zugang ganz bequem von zu Hause aus.

Steffen Mücke

Mitglied: AMF 2584

zaphun(at)web.de

Markkleeberg